Samstag, 1. Juni 2013

Nass

Amarok war verärgert. Anfangs war es ja noch lustig. Da spielte er im Regen und hüpfte durch die Pfützen. Da ließ er beim Laufen die Regentropfen auf seiner Schnauze zerplatzen. Da freute sich er und die Natur. Auch er merkte dass alles schlagartig wuchs.

Doch nach einiger Zeit begann diese Phase vorüberzugehen. Denn der Regen hörte nicht mehr auf. Nein im Gegenteil er wurde noch stärker. Außerdem hörte es gar nicht mehr auf zu regnen.
Der Regen machte keine Pause mehr!
Das war unfair. Amarok machte dieses anhaltende Wetter unzufrieden. Die Bäche und Flüsse waren angeschwollen, überall bildeten sich Pfützen und sogar kleine Teiche. Jagen konnte Amarok zwar trotzdem, aber wenn die Jagdbeute auf der Flucht in den Fluss sprang war die Mühe umsonst. Er wusste der Fluss war stärker. Vor allem zurzeit. Gegen den angeschwollenen Fluss konnte sich kein Tier des Waldes behaupten. Niemand kam von dort zurück. Höchstens unten am Wasserfall, aber ein Überleben gab es nicht.

Amaroks Fell war nass und roch. Seine Höhle war zwar ganz hinten noch trocken, aber vorne am Eingang war inzwischen ein Meer aus Matsch. So etwas mochte Amarok nicht. Er liebte sein Fell wenn es trocken und sauber war. Die Fellpflege bei diesem Wetter war aber wenigstens etwas was er tun konnte. Nasse Beute jagen, die sich eh nur unter Bäumen versteckte weil sie trocken bleiben wollte, das war langweilig. Das füllte seinen Tag nicht aus.

Amarok, der einsame Wolf, dachte an das Rudel. Aber die waren um diese Jahreszeit weit weg. Im Rudel gab es eine Überlieferung. Da hieß es, nur wer wahre Liebe zur Natur und das Verstehen der Notwendigkeiten beherrscht, der könne auch solche Vorgänge verändern. Aber das konnte der einsame Wolf nicht. Er war nicht einer der alten weisen Wölfe, er hatte keine Familie gegründet. Er war immer noch auf der Suche nach dem Sinn. Aber er hatte Spaß daran. Nur an solchen Tagen kam irgendwann die Trübseligkeit in sein einsames Herz.

Er hoffte und wusste, irgendwann würde auch dieses Wetter sich ändern. Dann, wenn einer der es konnte die notwendigen Schritte einleiten würde.

Aber derzeit sah es nicht danach aus. Also rollte Amarok sich zusammen und sah nach draußen. Vielleicht sollte er, wie damals, die Stadt suchen. Sich dort umsehen. Aber das war gefährlich. Es bestand immer die Gefahr dass ihn jemand zähmen wollte. Besser in der Höhle bleiben. Und nur zum Jagen nach draußen.

Hooray! Love! Future!
SMD

Musik dazu?
Blank & Jones Unknown Treasure