Dienstag, 2. April 2013

Amarok und der Geist


Amarok hatte es erwischt!
Mit Frost in den Knochen und Schaudern im Blut lag er in seiner geschützten Höhle im tiefen Wald. Umgeben von dichtem Unterholz gab es wohl kein anderes Geschöpf das ihn finden würde.
Der Geist des Waldes hatte seine Aufmerksamkeit auf ihn gelenkt. Nun lag Amarok nahezu bewegungsunfähig da und hoffte dass er diesen Angriff auf sein Innerstes überleben würde.

Amarok passiert so etwas nicht. Amarok war zäh. Amarok war härter. Amarok war besser. Das wusste Amarok. Niemand brauchte ihm das sagen. Doch der Geist hatte ihn heimlich und hinterrücks im Schlaf erwischt. Auch ein Amarok musste sich dem Schlaf hingeben, diese Notwendigkeit konnte selbst Amarok nicht überwinden. Und genau in diesem Zustand in dem er keine Chance hatte sich zu verteidigen, da hatte ihm der Geist schwer geschwächt. Und nun lag Amarok zitternd in seiner Höhle, abgeschnitten von der Sonne und von anderen. Hunger verspürte er keinen, von da her war es Amarok egal das in der Höhle derzeit keine Vorräte mehr waren.

So richtig verstand er es nicht. Was hatte er getan um den Geist zu erzürnen. Und das am Jahrestag des Rudeltreffens. Einer der wenigen Tage im Jahr in denen Amarok nicht allein war. Diesem Treffen konnte Amarok nun nicht beiwohnen. Ja, es gab nicht einmal einen Hinweis oder eine Nachricht wo er abgeblieben war.
Was wohl die anderen von ihm dachten?
Ob sie glauben würden dass er nun nur noch alleine umherstreifen würde, völlig ohne die wenigen Tage im Jahr mit den anderen?
Oder ob sie gar dachten dass nun auch ihn das Schicksal der Ewigkeit ereilt hatte?

Er musste diese Krankheit abstreifen. Wieder in den gewohnten Zustand kommen. Doch auch wenn Amarok dieser Zustand nicht gefiel, er lag gut zwei Tage darnieder. Nach dem Frost und dem Schaudern kam eine Zeit des Feuers. Es brannte in seinen Adern. Es glühte in seinen Lungen. Und es ätzte sich durch seine Eingeweide. Doch auch diese Phase überstand Amarok. Danach spürte Amarok Besserung. Die Linderung tat im gut. Doch nun kam der Hunger. Es war nicht verwunderlich. Schließlich hatte er lange nicht gefressen. Sobald er konnte schleppte er sich nach draußen. Er kannte seine Quellen. Er würde nicht allzu lange hungern müssen.

Es war Tag. Amarok spürte die Sonne die sich ihren Weg durch das lichte Holz außerhalb seines Verstecks bahnte. Er gönnte sich eine Pause. Der Hunger war noch nicht übermächtig. Doch die Sonne war ihm wohl. Er genoss sie. Er liebte sie. Nach einer Weile stillte Amarok dann seinen Hunger. Nun ging es ihm wieder besser. Der Zorn des Geistes des Waldes lag nun wohl nicht mehr auf Amarok. Er hatte es überstanden. Wieder. so wie früher auch schon.

Doch warum war der Geist zornig auf ihn? Er fand immer noch keinen Grund. Nun hatte er den Jahrestag verpasst. Der Geist hatte ihn also gezwungen ein gegebenes Versprechen zu brechen.
Doch warum?
Gab es etwas was Amarok nicht wusste?
Etwas was er übersehen hatte?
Oder war dies nur der Grund für die nächste Attacke des Geistes?
Schließlich war er nun ein Eidbrecher, auch wenn ihn nicht wirklich eine Schuld daran traf.

Amarok raffte sich auf. Es gab nur eine Möglichkeit.
Er rannte.
Er hetzte.
Er war ein Schatten im Unterholz.
Ein Blitz auf jeder Lichtung.
Er gönnte sich keine Pause.
Eile.
Vorankommen.
Den Treffpunkt erreichen.
Vielleicht waren die anderen ja noch da.
Amarok machte keinen Halt.
Schlaf war nicht wichtig, den konnte er nachholen.
Ob Tag oder Nacht, Amarok war unterwegs.

Natürlich schaffte es Amarok nicht rechtzeitig.
Der Eid war gebrochen.
Die anderen weg.
Würden sie noch einmal zurückkommen?
Würden sie im nächsten Jahr überhaupt noch mit ihm rechnen?
Amarok blieb nur die Hoffnung dass der Punkt in Raum und Zeit auch im nächsten Jahr der gleiche sein würde. Hatte das Treffen eine Änderung beschlossen so war es für Amarok unwahrscheinlich die anderen noch einmal zu sehen. Doch üblicherweise blieb der örtliche und zeitliche Bezug der Gleiche solange keine Not bestand.

Es gab nur eine Hoffnung für Amarok. Das nächste Treffen nicht zu verpassen. Dem Zorn des Waldgeistes zu entgehen und ohne Einschränkungen diesen Zeitpunkt zu erreichen.

Darauf vertraute Amarok. Denn trotz allem waren ihm diese Treffen wichtig. Er war zwar gerne alleine, aber dann doch nicht ganz. Das Wissen um andere hilft ihm die Angriffe des Geistes zu überstehen. So rannte Amarok in den Sonnenuntergang um sich einen Schlafplatz für diese Nacht zu suchen.

Hooray! Love! Future!
SMD

PS: Musik dazu?